Miko

Als Miko am20.02.1996 das Licht der Welt erblickte, schien unser Glück perfekt
zu sein: Nach unserer Tochter hatten wir nun auch einen Sohn. Was hätte man
sich mehr wünschen können? Nichts deutete auf die Wolken hin, die schon bald
über uns aufziehen würden. Miko entwickelte sich wahrhaft prächtig und konnte
bereits mit vier Monaten frei sitzen, mit sechs Monaten Mama sagen und mit zehn
Monaten laufen. Ich war mächtig stolz auf ihn, noch immer nicht ahnend, dass
alles ganz anders kommen sollte. Miko war etwa eineinhalb Jahre alt, als ich
spürte, wie er mir langsam entglitt, so wie Sand, der einem durch die Finger rinnt.
Er fing an , nachts seine Haare auszureißen und zu essen. Schon damals schlug
mich der Gedanke an Autismus, aber was nicht sein durfte, das konnte nicht sein.
Verzweifelt versuchte ich, diese verherende Entwicklung aufzuhalten, suchte nach
Beweisen, dass Miko nicht autistisch sei. Ich konnte ihn doch in den Arm
nehmen. Gut, er sah mich nie an und lernte nicht sprechen, Mama sagte er
inzwischen auch nicht mehr, aber er konnte doch Berührungen ertragen. Viele
schlaflose Nächte habe ich verbracht und erfuhr am Ende (vor ca. zwei Jahren)
doch, dass mein Albtraum Realität ist, mein Sohn ein "Auti", ein "Rainman-Junior". Für mich brach eine Welt zusammen. Ich hatte ein Kind, dass immer in
seiner eigenen Welt leben würde, in einer Welt, die der meinen so fern wie der
Mars war. Wie sollte ich damit leben? Ich begab mich in psychatrische
Behandlung, und langsam wurde mir klar, dass ich meinen Sohn so liebte, wie er
war, und, dass ich alles für ihn tun würde. Ich werde versuchen, ihm so gut es
geht zu helfen, nicht um meinetwillen, sondern um seinetwillen. Seither hat sich
schon viel verändert, Miko kann schon eine Menge sprechen, auch wenn er nicht
wirklich mit uns komuniziert. In den Momenten, in denen ich ihn im Arm halten
darf, weiß ich aber, was Glück und bedingungslose Liebe wirklich ist.